DBfK aktuell - August 2025

Pflegeentwicklerin mit Leidenschaft: Susanne Herzog in den Ruhestand verabschiedet

Von Thomas Hax-Schoppenhorst

Wer sein gesamtes Arbeitsleben in verschiedensten Arbeitsfeldern in den Dienst der Pflege gestellt hat, darf und sollte zufrieden und sicherlich auch stolz zurückblicken, um den Übergang in das Leben fern der Pflichten gut gestalten zu können. Das gilt für Susanne Herzog (MScN): Sie wirkte in ihrer beruflichen Laufbahn als Krankenschwester, Intensivpflegende, Praxisanleiterin, Wissenschaftlerin, Schmerzexpertin und Pflegeentwicklerin.

Susanne Herzog bei ihrem Abschied in Bielefeld.
Susanne Herzog bei ihrem Abschied in Bielefeld.

Ihre Stationen waren Herford, Heidelberg, Herdecke (Universität), Datteln und letztlich Bielefeld, wo sie von 2010-2025 als Pflegeexpertin in der Abteilung Pflegeentwicklung (Somatik) am Evangelischen Klinikum Bethel (EvKB) arbeitete. Mit einem Pflege-Symposium wurde sie dort im April in den Ruhestand verabschiedet. Etwa 90 Personen, darunter (ehemalige) Kolleg:innen und Kollegen und mehrere Ehrengäste waren dabei. 

Seit Beginn ihrer Berufstätigkeit und insbesondere seit ihrem pflegewissenschaftlichen Studium an der Universität Witten/Herdecke setzte sich Susanne Herzog mit Fragen auseinander, wie neues pflegerisches Wissen zu mehr Kompetenzen in der Pflegepraxis im Krankenhaus führen kann. Wie kommen Pflegende zu Entscheidungsfindungen, von welchen Faktoren werden sie dabei beeinflusst? Und wie kann neues Wissen fest implementiert werden, so dass Patient:innen und Pflegende dauerhaft davon profitieren? „2010 wollte ich zurück in die ostwestfälische Heimat, die Stelle als Pflegeentwicklerin im EvKB erschien mir damals wie ein ‚Himmelszeig‘. Hier konnte ich meine Erfahrungen aus der langjährigen Pflegepraxis in der Intensivpflege gut mit den Erkenntnissen aus der Pflegewissenschaft und -forschung kombinieren“, hielt Susanne Herzog in ihrem Vortrag mit dem Titel „Temperaturregulation und Wärme“ fest. 

Wärme in der Pflege: metaphorische Bedeutung

Seit Ende der 1990er-Jahre konnte sie sich aus verschiedenen Blickwinkeln für dieses Thema im wahrsten Sinn des Wortes erwärmen. Neben den ausführlich dargestellten körperbezogenen Aspekten ging es in der Folge auch um Wärme im metaphorischen Sinne: „Wärme/Kühle, Hitze/Kälte werden oft als Ausdruck einer Qualität in der zwischenmenschlichen Begegnung verwendet, um ein Gefühl auszudrücken oder zu beschreiben. Auch die zwischenmenschliche Wärme gehört meiner Meinung nach in den Instrumentenkoffer von Pflegenden.“ Schließlich nahm Herzog überzeugend Bezug auf die so wichtige menschliche Wärme in der Aufnahmesituation, im Umgang mit Angehörigen und beim Empfang neuer Mitarbeitenden in der Pflege. Der Applaus am Ende dieses appellativen und programmatischen Beitrags war anhaltend. 

Prof. Dr. Doris Tacke, die vor Susanne Herzog in der Pflegeentwicklung im EvKB tätig war, brachte die Anerkennung für ihre Kollegin in einem Grußwort auf den Punkt: „Pflege war für dich immer mehr als Job. Pflege war und ist deine Berufung. Im Zentrum steht für dich die Beziehung zu Patient:innen und Kolleg:innen, die sich gründet auf deine zugewandte, den Menschen achtende und überaus wertschätzende Haltung. Diese Überzeugung ist der Kern, die Wurzel deines Denkens und Handelns. Du bist eine Pflegewissenschaftlerin, die immer das Gemeinsame, Verbindende sucht. Nur so ist Entwicklung möglich.“ 

Christel Bienstein
Christel Bienstein

Prof. Dr. h. c. Christel Bienstein, ehemalige Präsidentin des DBfK (2012-2024), bot mit ihrem Vortrag „Ein Blick zurück nach vorn: wohin geht die Zukunft der Pflege?“ Nachdenkenswertes und Motivierendes. Sie skizzierte die Herausforderungen in der Pflege und ging u. a. auf die Aspekte demografischer Wandel, Mangel an Pflegefachpersonen, ländliche Versorgungsunsicherheit, zunehmende Diversität, technologischer Fortschritt und Zunahme der Pflegeleistungen ein.

Sie wies auf die deutliche Zunahme pflegebedürftiger Menschen (besonders aufgrund chronischer Erkrankungen) hin und hob hervor, dass zwei Drittel der pflegebedürftigen Menschen von ihren An- und Zugehörigen versorgt werden. „Studien belegen“, so Bienstein, „dass bis 2050 etwa 45 Prozent der beruflich tätigen Menschen in einem Gesundheitsberuf arbeiten müssten, wenn alles so weiterläuft!“

Spezialisierung und Akademisierung voranbringen

Der Pflegeberuf hat aus ihrer Sicht eine große Zukunft, wobei mehr Möglichkeiten in Betracht kommen sollten: So gilt es u. a. unterschiedliche Settings (Krankenhäuser, Langzeitpflege, Ambulante Pflege, Psychiatrie, Gefängnisse, Einrichtungen für behinderte Menschen, Wohngemeinschaften für Menschen mit Demenz, Humanitäre Hilfe, Katastrophenschutz, Gesundheitsämter) in den Fokus zu rücken. Spezialisierungen (z. B. Wundmanagement, Schmerzmanagement, Dialyse, Onkologie, Intensivpflege) sollten vorangetrieben, Weiterbildungen (Intensivpflege, Palliative Pflege, Psychiatrische Pflege) intensiviert und das Studium in den Bereichen Management, Pädagogik und Pflegewissenschaft ausgebaut werden.

Die anwesenden Gäste zeigten sich beeindruckt von den Beiträgen und brachten wiederholt zum Ausdruck, dass mit diesem Symposium ein gelungener Rahmen gefunden worden war, um Susanne Herzog gebührend zu verabschieden. Ralf Siegel (stellvertretender Institutsleiter), Irma Schmincke-Blau (Kommunikationswissenschaftlerin/M.A.) und Dr. Anneke de Jong (MScN), für die Praxis-Theorie-Vernetzung an der Universität Witten/Herdecke verantwortlich, schlossen sich neben vielen anderen dieser Einschätzung an.

In den Reihen beobachteten noch weitere Menschen, die in der beruflichen Biografie von Susanne Herzog eine tragende Rolle gespielt hatten, wohlwollend und auch gerührt das Geschehen:

In ihrer ersten Literaturstudie bei Prof. Angelika Zegelin hatte Susanne Herzog untersucht, was 1997 in den damaligen deutschsprachigen Lehrbüchern zum Thema Wadenwickel geschrieben wurde. Ergebnis: Es gab keine klaren Begründungen und keine wissenschaftlichen Belege für die Art und Weise, wie das „Konzept“ Wadenwickel und deren Anwendung durchzuführen ist. 

Wegbegleitende: Angelika Zegelin, Thomas Hax-Schoppenhorst und Franz Sitzmann (v. l.)
Wegbegleitende: Angelika Zegelin, Thomas Hax-Schoppenhorst und Franz Sitzmann (v. l.)

Ab 1999 hatte Franz Sitzmann (ehemaliger Vorgesetzter im Gemeinschaftskrankenhaus Herdecke, Hygienefachkraft, Pflegelehrer, Autor) als Herausgber des Buches „Pflege“ beim Thieme Verlag Susanne Herzog gebeten, das Thema „Körpertemperatur regulieren“ zu übernehmen. Sowohl Angelika Zegelin als auch Franz Sitzmann konnten sich in den anschließenden Gesprächen sehr gut an die bereichernde Zusammenarbeit erinnern.

Zum Abschluss des offiziellen Teils gab es noch eine nicht angekündigte Überraschung. Jürgen Georg, Programmleiter und Lektor beim Verlag Hogrefe (Bern), hatte bereits im Jahre 1988 mit Susanne Herzog im Gemeinschaftskrankenhaus in Herdecke zusammengearbeitet; er war zu der Zeit im Zivildienst. Über Thomas Hax-Schoppenhorst, der seit 24 Jahren als Autor und Herausgeber für Hogrefe tätig ist, ließ er ein kurzes Grußwort vortragen. Da heißt es zum Schluss: „Liebe Susanne, ich danke dir für eine lange währende Freundschaft und dass du an all den Stellen deines beruflichen pflegerischen Wirkens bei so vielen Kolleg:innen und Patient:innen einen prägenden Eindruck hinterlassen hast!“

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